EU-Forschungsprojekt SOFTMANBOT
Entwicklung flexibler Handhabungstechnik für biegeschlaffe Komponenten
Aufgrund steigender Löhne und Gehälter sind bereits Teile der Produktion der Reifen-, Footwear-, Spielzeug- und Textilindustrie in Niedriglohnländer abgewandert. Jetzt versucht ein im Oktober des vergangenen Jahres gestartetes EU-Projekt dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Das Ziel ist es durch neuartige Robotersysteme einen höheren Automatisierungsgrad in der Fertigung zu erreichen und die Ergonomie am Arbeitsplatz zu verbessern.
Noch laufen viele Prozesse in Verbindung mit dem Einsatz biegeschlaffer Teile in verschiedenen Industrieebereichen händisch ab, da hierbei viele Prozesse Fingerspitzengefühl erfordern und somit schwer zu automatisieren sind. Das reicht von der Reifenherstellung über das Handling von Puppenköpfen bis hin zum Zusammennähen verschiedener Stoffe. Durch den technologischen Fortschritt könnten Roboter eines Tages Teilaufgaben in diesem Bereich übernehmen.
Vor diesem Hintergrund hat die Europäische Union nun im Rahmen des Förderprogramms „Horizont 2020“ das Forschungsprojekt SOFTMANBOT ins Leben gerufen. Unter dem englischen Arbeitstitel „Advanced RoBOTic Technology for Handling SOFT Materials in MANufacturing Sectors“ (kurz: SOFTMANBOT) will man ein innovatives und ganzheitliches Robotersystem für den Umgang mit flexiblen und verformbaren Materialien (z.B. Textilien, Gummi etc.) in arbeitsintensiven Produktionsprozessen schaffen. Das zukünftige Robotersystem (siehe Bild 1) soll dabei aus den drei Bestandteilen Roboter, Greifer, und Wahrnehmungssystem (Vision und Sensorik) bestehen, die weiche Komponenten bzw. Werkstücke mit einem hohen Maß an Präzision und Flexibilität handhaben können. So soll das Greifsystem in der Lage sein, das Produkt und den menschlichen Bediener in Echtzeit zu erkennen. Eine Multisensor-Steuerungs- und Planungsplattform soll für eine KI-basierte Aufgabengeneralisierung sorgen. Eine große Rolle im späteren Robotersystem der Zukunft spielt dabei ein flexibles Handhabungssystem welches z.B. mit taktil arbeitenden Greifern ausgestattet ist. Dieses kann mittels integrierter Sensoren z. B. die Kontaktkräfte an den weichen Werkstücken messen und ist so in der Lage auf deren Verformung zu reagieren. Sicherheit, Ergonomie, Anpassungsfähigkeit, Akzeptanz und Benutzerfreundlichkeit sind weitere wichtige Aspekte die es zu erfüllen gilt.
Das Forschungsprojekt SOFTMANBOT besteht aus insgesamt elf europäischen Projektteilnehmern aus vier Ländern. Neben renommierten Firmen wie Michelin, Decathlon und der französischen Universität Sorbonne, ist die Zimmer Group aus Rheinau der einzige deutsche Partner und entwickelt als Spezialist für End-of-Arm-Tooling, die benötigte Greiftechnik. Anhand von vier sehr unterschiedlichen innovativen industriellen Demonstratoren sollen nun die neuen Technologien entwickelt und erprobt werden. Mit den daraus resultierenden Ergebnissen soll ein Beitrag zum technologischen Fortschritt geleistet werden welcher dazu dient, Robotern eine noch bedeutendere Rolle in der europäischen Industrie zukommen zu lassen. Der Anspruch von SOFTMANBOT ist die Handhabung verschiedenster flexibler Komponenten um den Arbeiter bei anstrengenden und schwierigen arbeiten zu unterstützen. Das bedeutet: Die Maschine ersetzt nicht den Menschen, sondern ergänzt seine Fähigkeiten und nimmt ihm belastende sowie monotone Arbeiten ab. So kann dieser künftig wertvollere Arbeiten wie z.B. die Fehlerbehebungen oder eine Qualitätskontrolle durchführen.